Look at me | Papua
Bisher habe ich noch nie für ein Foto bezahlt. In manchen Ländern, in denen es wenig Tourismus gibt, fühlen sich die Bewohner geehrt, wenn sie fotografiert werden. Doch die Menschen im Baliem Valley sind anders. Bei ihnen geht es darum, mit Bildern Geld zu verdienen. Im Normalfall sind 10.000 Indonesische Rupiah, rund 60 Cent für ein Foto zu bezahlen. Zuerst um Erlaubnis fragen, den Preis verhandeln – was geraume Zeit in Anspruch nimmt – und dann erst fotografieren. Da brauche ich das Foto nicht mehr, denn die interessanten Szenen sind sowieso längst vorbei und das Bild wirkt gekünstelt. Weicht man von der Standardprozedur ab und macht unerlaubte Fotos, reagieren die Stammesangehörigen der Dani meist unangemessen und gehen gleich auf Konfrontation. Nicht verwunderlich, denn es ist Diebstahl was ich da tue.
Die neue Situation mit den Dani hat mich anfangs irritiert und verärgert. Doch nach Überwindung meiner Trotzphase, habe ich für mich eine stimmige Lösung gefunden: ich fotografiere nur in ausgewählten Dörfern, frage das Oberhaupt um Erlaubnis und verhandle den Preis für no-limit-Fotos. Ich bleibe eine Weile bevor ich zu fotografieren beginne. Dann bemerkt man mich kaum mehr und ich kann wieder nahezu ungestellte Schnappschüsse machen. Ich finde, ein Foto, unbemerkt mitten aus dem Leben gegriffen, hat eine andere Energie als ein inszeniertes Bild. Und mit dieser Vorgehensweise ist es auch nicht gestohlen.
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